F ³ – das Forum für Fahrzeuggeschichte – ehrt auch 2008 eine Persönlichkeit für ihr automobilhistorisches Wirken:

„Goldenen Kolben“ für Winfried Seidel, Veterama- und Museums-Gründer

Bremen, im Januar 2008.
Im Rahmen der Bremen Classic Motorshow wird Winfried Seidel am 3. Februar 2008 mit dem „Goldenen Kolben“ ausgezeichnet. Seidel hat sich frühzeitig in der Oldtimerszene engagiert, den Club-Gedanken vorangetrieben und andere an seinen Erfahrungen teilhaben lassen. Mit seinem Wirken nahm er Einfluss auf die praktischen Rahmenbedingungen zur Bewahrung des fahrzeughistorischen Kulturgutes. Seidel hat wesentliche Teile des Nachlasses von Dr. Carl Benz gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Skulptur „Der Goldene Kolben“ wird vom Forum für Fahrzeuggeschichte, kurz F³ bzw. F-kubik, für herausragende Leistungen für die Kraftfahrzeug-Historie vergeben.

Winfried Seidel Winfried Seidel,
Veterama- und Museums-Gründer

 

Der goldene Kolben von F³ wird jährlich verliehen: Preisträger 2008 ist der in Ladenburg bei Mannheim arbeitende Unternehmer Winfried Seidel. Er gab der Oldtimerszene seit den frühen 70er Jahren vielfältige lebenswichtige Impulse. 1969 kaufte er ein erstes Vorkriegsauto, einen Adler Trumph Junior, den er auf einem Acker fand, 1971 war der gelernte Fernmeldetechniker Gründungsmitglied des Mercedes-Veteranen-Club MVC und organisierte wenig später ein Oldtimer-Treffen mit Ersatzteilbörse.

Winfried Seidel, Jahrgang 1939 aus einem Bielefelder Elternhaus und verheiratet mit Brigitte, schlug sich in schwierigen Zeiten nur ein paar Jahre als Fernmeldetechniker durch. Durch einen Hinweis seiner Zimmerwirtin kam er zum Nebenjob als Statist und entdeckte seine Begeisterung für die Bühne, er wirkte beim Zimmertheater in Heidelberg mit und machte eine klassische Ausbildung. Dabei fand pfiffige Bartträger als Puppendoktor und Tüftler an defekten Modellspielbahnen neue Nebenverdienst-Möglichkeiten, wobei ihn auch die Begeisterung für Automobile und deren Historie erfasste.

„ Für drei Mark durch Deutschland mit einem günstigen verrückten Auto – das hat Spaß gemacht“, schwärmt er von einem rot-schwarzen 170er Mercedes, den er mit leerem Tank für 1200 Mark kaufte. Die Suche nach einem Benzinbehälter ohne Loch vertiefte seine Kenntnis um Ersatzteile für alte Autos. Aus einem gelungenen Pfingsttreffen mit Teilemarkt entwickelte sich die Idee des organisierten Fuggerns (Anm. d A.: Fugger = Nürnberger Handels-Familie, fuggern heißt neudeutsch „dealen“).

1975 wurde der erste Fugger-Markt in Mannheim für alte Autos und Motorräder von Walter Metz und Winfried Seidel veranstaltet. Heute nimmt es Seidel mit Humor, dass er den Namen aufgrund einer juristischen Klage ändern musste. Aus dem lustigen Vorschlag „Vettemama“ (VeteranenTeileMarktMannheim) machte er sachlicher die Veterama (VeteranenmarktMannheim), die er bis 2004 gemeinsam mit Walter Metz im Frühjahr und Herbst in Ludwigshafen und Mannheim ausrichtete und in den letzten Jahren allein verantwortete.

„Ich habe früh gelernt, mit Oldtimern Geld zu verdienen“, gibt Seidel offen zu. „Meine Einnahmen fließen der Automobilgeschichte jedoch wieder zu.“ Stimmt: 1984 gestaltete er eine alte Tabakscheune um zu „Das kleine Museum“ in Ladenburg. Er sammelte weiter insbesondere alles zum Thema Carl Benz mit Hilfe von Wolfgang Elbe aus der Benz-Familie. Seidel leitet Seminare für Kfz-Sachverständige, er war auch umfangreich publizistisch tätig und veröffentlichte die Bücher „Das rostigste Hobby der Welt“, „Lack und Chrom, wem reicht das schon?“, und die Benz-Biografie „Carl Benz, eine badische Geschichte“. Seine ausführlichen Berichte einer Ungarn-Restaurierung in der Zeitschrift „Motor-Klassik“ wurden von breiter Leserschaft monatlich mit Spannung erwartet.

Mit der Öffnung des Automuseum Dr. Carl Benz im Jahr 1996 machte der dreifache Vater und zweifache Opa die Historie des Automobilpioniers und Erfinder des Automobils öffentlich zugänglich. Und als sich die Möglichkeit bot, die letzte Wirkungsstätte von Carl Benz, die „Alte Benz Fabrik“ in Ladenburg zu kaufen, nahm er den schlechten baulichen Zustand in Kauf. Er ruhte nicht eher, bis eine originalgetreue Restaurierung der Gebäude vollendet und 2004 die geschichtsträchtigen Hallen eines exzellenten Museums eröffnet wurden. „Manchmal ist mein Lebenstraum ein Alptraum“, meint er gelassen und kommt zu neuen Plänen, mit denen er weiter Automobilhistorie aufarbeiten will.

Die Gruppe F³ verleiht den Goldenen Kolben zum dritten Mal:
2006 erhielt diese Auszeichnung Günter Krön, der Veranstalter der „2000 Kilometer durch Deutschland“, für seine Verdienste um die Wiederbelebung und kontinuierliche Ausrichtung dieser Traditionsveranstaltung seit 1989.
2007 erhielt der Journalist Karl-August Almstadt, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift „Auto Bild“, den Preis für die Vermittlung zur Wertschätzung der Fahrzeughistorie in einer breiten Öffentlichkeit.

Winfried Seidel Winfried Seidel


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F-kubik
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Tel. 05109-1000
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